Als Förderbank für die Agrarwirtschaft und den ländlichen Raum spielt Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle für unsere Kunden und für uns. Zum einen, weil die Landwirtinnen und Landwirte den Klimawandel täglich bei ihrer Arbeit in und mit der Natur spüren. Zum anderen steigen die Ansprüche der Verbraucherinnen und Verbraucher an eine nachhaltige Produktion von Lebensmitteln stetig. Gleichzeitig ist Nachhaltigkeit auch deshalb wichtig, weil die Branche als Emittent von Treibhausgasen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten will und muss, denn nur so können wir unsere Klimaschutzziele erreichen.
Investiert wird dort, wo es sich rentiert
Nachhaltigkeit ist immer mehr in den Mittelpunkt gerückt, und das ist gut so. Das heißt aber nicht, dass wir auf das Thema Wirtschaftlichkeit verzichten können. Im Gegenteil: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gehören untrennbar zusammen. Dass diese Themen kein Widerspruch sind, sehe ich ganz deutlich in der landwirtschaftlichen Praxis: Zum Beispiel investiert ein Landwirt in Mecklenburg-Vorpommern 250.000 Euro in eine moderne Pflanzenschutzspritze mit Spot-Spraying, weil er den Einsatz von Herbiziden durch technische Innovationen und KI um bis zu 50 Prozent reduzieren kann. Durch den bedarfsgerechten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln handelt der Landwirt nachhaltig, schützt den Boden und die Biodiversität. Durch die Reduzierung des Inputs rentiert sich die Maschine innerhalb von vier bis fünf Jahren. Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich: Wenn sich eine Investition in nachhaltiges Wirtschaften durch Effektivität und Produktivität lohnt, wird sie auch getätigt.
Welche Faktoren tragen dazu bei?
Welche Faktoren tragen dazu bei, dass das Zusammenspiel von Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit auch in der Breite funktionieren kann?
- Sondervermögen für Landwirtschaft: Eine große Chance für unser Land ist das geplante Sondervermögen. Mit den getroffenen Entscheidungen zur Erneuerung der Infrastruktur in Deutschland adressieren wir Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Auf der einen Seite ermöglichen wir Investitionen in ein modernes Land, in Wachstum und Wohlstand, und auf der anderen Seite fördern wir die Wettbewerbsfähigkeit in Bezug auf die Nachhaltigkeit unseres Handelns – Investitionen, durch die wir den Klimawandel bekämpfen und Maßnahmen zur Anpassung an seine Folgen umsetzen können.
- Mut und Zuversicht: Es bedarf eines mutigen Mindsets jedes Einzelnen: Investitionen in die Zukunft brauchen Zuversicht und Mut, das gilt für jede Branche, auch für die Landwirtschaft. Wir alle müssen vorangehen und neues Wissen und Erfahrungen sammeln, um uns zukunftsfest aufzustellen. Unser Rentenbank-Agrarbarometer, das die Stimmung in der Branche abbildet, zeigt, dass die Zuversicht der Landwirte und Lohnunternehmer wieder steigt. Dieses Momentum müssen die Partner und Stakeholder der Branche nutzen. Wir haben die Chance, in eine Zeit aufzubrechen, in der wir Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zusammen denken, um den notwendigen Fortschritt zu erreichen.
- Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Lebensmittel: Die grüne Branche ist bereit, die steigenden gesellschaftlichen Anforderungen an Nachhaltigkeit zu erfüllen. Aber Landwirte sind Unternehmer, und Investitionen müssen sich rentieren. Entsprechend müssen sich die Ansprüche auch in der Zahlungsbereitschaft der Verbraucher widerspiegeln. Anders ausgedrückt: Wer Fleisch essen möchte, das nach höchsten Tierwohlstandards produziert wurde, muss auch bereit sein, den höheren Preis an der Ladenkasse zu bezahlen.
- Rentenbank als Partner: Die Landwirtschaftliche Rentenbank steht als starker Partner an der Seite der grünen Branche. Auch wir müssen bei unserer täglichen Arbeit für und mit der Branche Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit konsequent zusammen denken. Unser breit angelegtes Förderportfolio, mit dem wir finanzielle Anreize für zukunftsweisende Investitionen setzen, spiegelt genau diesen Gedanken wider. Bei der Weiterentwicklung unseres Angebots schauen wir auch auf unsere Anfang 2025 veröffentlichte Klimastrategie. Mit ihr zeigen wir einen Weg auf, wie landwirtschaftliche Betriebe durch wirtschaftlich sinnvolle Innovationen ihren CO2-Fußabdruck reduzieren können. So stellen sie ihren Betrieb wirtschaftlich stark auf, leisten einen Beitrag zum Klimaschutz und bleiben gleichzeitig finanzierbar.
Nachhaltige Landwirtschaft muss sich für alle lohnen
Die Praxis zeigt, dass nachhaltige Investitionen dort getätigt werden, wo sie durch Produktivität und Effektivität wirtschaftlich sinnvoll sind und sich praktikabel umsetzen lassen. Alle Stakeholder müssen nun ihren Teil dazu beitragen, damit dies auch in der Breite funktioniert. Welche Faktoren ich dort als besonders wichtig erachte, habe ich skizziert.
Nur so kann für alle Landwirtinnen und Landwirte und deren potenzielle Nachfolger gelten: Es lohnt sich, das Richtige zu tun. Es lohnt sich, Landwirt zu sein.
Der Text ist in ähnlicher Form am 25.4.25 in einer Beilage der Börsen-Zeitung erschienen.
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Weitere relevante Links:
Innovation Report der Rentenbank
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